Manchmal macht Einkaufen keinen Spaß mehr…

Zumindest nicht, wenn man sich dabei so einen Kopf macht, wie ich. Oder es zumindest versucht.

Ich hole mal weiter aus…

Seitdem ich zu hause ausgezogen bin, war Essen eigentlich immer ein Thema. Zu Studienzeiten ging es darum, möglichst mit dem Budget auszukommen. Die ersten Wochen in meiner ersten eigenen Bude habe ich ernsthaft größtenteils von EPas (Einmannpackung) gelebt, weil ich Angst hatte, dass ich nicht mit der Kohle hinkomme. Als ich festgestellt habe, dass ich trotz luxuriöser Einkäufe im Discounter meine Miete noch bezahlen konnte, habe ich mich hin und wieder sogar mal zum „Das Gute von gestern zum halben Preis“- Bäcker getraut.

Als die Sache mit dem Studium dann erledigt war und ich einen Job mein Eigen nennen konnte, war das mit dem Budget kein wirkliches Thema mehr. Fertigfutter mochte ich noch nie so gern, also habe ich eigentlich immer größtenteils selbst gekocht. Mit finanzieller Freiheit habe ich mir dann mehr Gedanken darum gemacht, was ich esse. Das war allerdings ein geradezu schleichend langsamer Prozess. Und der hat sich zugegeben auch erstmal um mich und meinen kleinen Mikrokosmos gedreht. Tierleid oder Umwelt war da noch viel zu weit weg von meiner heilen Welt.

Vor ein paar Jahren war es noch der Versuch, sich möglichst vollwertig zu ernähren. Also im Prinzip so, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung das gerne hätte. Viel gutes Vollkornbrot. Möglichst nur aneinander geklebte Körner. Ordentlich Milch für die Knochen und über allem prangt natürlich das rotbäckige Kinderfrühstücksgesicht, dass sich ein großes Glas Orangensaft einfährt. Den meisten Menschen, die halbwegs aufgeschlossen gegenüber alternativen Ernährungsweisen sind, ist klar, dass die DGE mehr als angestaubte Empfehlungen verbreitet.

Gelegentliche Ausflüge in Richtung low carb gab es da schon, sportbedingt. Ansonsten funktionierte die intuitive Ernährung wie am Schnürchen. Ich habe mir keine großartigen Gedanken gemacht, was ich am besten essen sollte. Es ergab sich und wenn man sich den Speiseplan angesehen hat, sah der ziemlich solide aus verglichen manch anderen Speiseplänen. Da fingen die Ereignisse in meinem Lebensmitteluniversum langsam an, ins Rollen zu geraten und sich hernach deutlich zu überschlagen.

Ungefähr zu dieser Zeit gab mir mein Körper zu verstehen, dass er das hochgelobte, ökologisch erzeugte Vollwert-Bauernbrot doch ziemlich uncool findet. Magenschmerzen waren die Folge. Außerdem rückte so langsam in mein Bewusstsein, dass abgepacktes Fleisch aus dem Supermarkt vielleicht doch nicht das gelbe vom Ei ist. Dass das unverpackte Fleisch an der Theke quasi denselben Standard hat und der kleine Metzger um die Ecke ebenso, schlich sich erst später in meine Gedanken.

Doch zurück zum Brot. Nach einiger Recherche kam ich bei Paleo an. Klang erstmal gar nicht übel, „real food“, den Körper nicht belasten mit Dingen, die er nur schlecht verarbeiten kann. Das Essen, wofür mein Körper eigentlich gebaut ist. Klingt nach einer reinen Sache. Das habe ich ein paar Monate mit Inbrunst ausprobiert und hab mich damit auch recht wohl gefühlt. Den üblichen Fehler als Neupaleoaner begangen und viel zu viel Fleisch gegessen. Dann so langsam wieder Milchprodukte und ein paar Getreidesorten dazu genommen aber viel über meinen Körper gelernt. Und da ich das Hinterfragen ja nicht lassen kann, war ich mit dem Paleokonzept nicht mehr wirklich zufrieden. Zu viele Nüsse im Speiseplan – zu viel Phytinsäure. Zu viel Fleisch – finde ich jetzt rein geschmacklich nicht schlimm. Nur geht der Paleogedanke davon aus, dass man nicht das arme Rind vertilgt, dass mit hunderten anderen sein Dasein ohne Tageslicht und lebewesenwürdiger Behandlung fristet. Da geht es um grasgefütterte Viecher. Diese also, die auch nicht durch böse Monokulturen am Leben gehalten werden sondern niemandem etwas wegfuttern, da Menschen eh nichts mit Gras anfangen können. Das zum einen und auf der anderen Seite eben der Punkt, das die Nährstoffzufuhr in grasgefüttertem Rind(fleisch) eine ganz andere ist als in konventionell erzeugtem Fleisch. Fazit: Paleo ist nicht verkehrt aber nicht unbedingt machbar, zumindest was mich selbst angeht. Die genannten gründe sind nur ein Auszug, damit der Text nicht noch weiter wächst. Zumindest wurde ich damit nicht glücklich. Was aber wichtig und gut ist: Ich hab meinen Körper ein Stück besser kennengelernt und habe Aspekte behalten, die mir gut tun und alles, was mir nicht zusagt, hinten über kippen lassen.

Ins Töpfchen gekommen sind demnach:

  • wenig Milch, wenn es geht Getreide- oder Nussmilch, ansonsten zumindest Bio- oder Weidemilch
  • Bioeier
  • Weide- oder Biobutter
  • Kokosöl
  • Fleisch bewusst kaufen und essen
  • möglichst wenig Weizen, eher Roggen, Dinkel oder Pseudogetreide

Das ist noch lange nicht optimal, aber ein Anfang. Jetzt geht es in dieser schönen Welt aber nicht nur um mich, sondern auch noch um alle anderen Lebewesen, denen ich mit meiner Existenz mehr oder minder auf den Zeiger gehe.

Immer mehr meiner Freunde sind vegan oder zumindest vegetarisch. Ich mache mir doch immer so viele Gedanken ums Essen – wäre also Ehrensache, dass ich mich da anschließe. Ist nur nicht so einfach. Ich mache mir zumindest schonmal schwer Gedanken, wenn ich Fleisch esse. Im Dezember hab ich ein Fleischpacket bei einem Biobauern um die Ecke gekauft, der einmal im Monat schlachtet. Absolut lecker, reineres Gewissen, aber auch wirklich teuer. Davon habe ich übrigens immer noch. Und ja, zugegeben: hin und wieder kaufe ich auch noch Hühnerfilet an der Fleischtheke.

Macht Vegetarismus denn aus ethischer Sicht Sinn? Oder ist das nur halbseiden und man sollte eigentlich direkt genug Arsch in der Hose haben, um vegan zu leben? Dann klebt erstmal kein Blut an meinen Händen (den Diskurs über Insekten, die bei Monokulturen für Soja etc. sterben, spare ich mir an der Stelle und überhaupt, Soja war doch das mit den bösen Hormonen drin). Aber ernähre ich mich denn auch artgerecht?

Fragen über Fragen und da ist noch lange kein Ende in Sicht. Mal mache ich mir damit mehr und mal weniger Stress. Meinungen und Gegenmeinungen – mit Fakten in allen Farben des Regenbogens – gibt es sowieso aus allen Lagern.

Heute in der Mittagspause war es mal wieder das obere Ende der Stresskurve. Da ich gestern Abend nicht vorgekocht hatte, bin ich in den nahegelegenen Supermarkt gefahren, um mir schnell etwas zu essen zu holen. Und da fing das Drama auch schon an. Zuvor hatte ich nämlich noch einen sehr interessanten Artikel auf einem absolut inspirierenden Blog von Julia alias Misses Hippie über plastikfrei Einkaufen gelesen. Und gleich die erste Station im Supermarkt brachte mich zu den Bananen. Da hat man die Option zwischen Bananen und Bio-Bananen. Klare Sache oder? Bio-Bananen kommen mit. Aber halt, die sind ja nochmal in Plastik verpackt. Soll das ironisch sein? Gut, ich habe mich gegen Bio und gegen Plastik entschieden und die konventionellen Bananen mitgenommen. Da ich beim Bäcker doch noch ein halbes Roggenbrot mitnehmen wollte, musste noch etwas für drauf her. Die Käsetheke war mir deutlich zu stark frequentiert. Also Kühlregal? Schon wieder Plastik. Wie wäre es mit einem veganen Aufstrich im Glas? Kurz die Zutatenliste gecheckt. Mit guten Willem kommt der trotzdem noch auf 13 (!) Zutaten. Mhm, soviel zu unverarbeiteten Lebensmitteln. Da die Zeit aber langsam knapp wurde, durfte er mit ins Körbchen. Und was noch? Als Metzgerkind kann ich mir den Blick zur Fleischtheke meist nicht verkneifen. So auch heute nicht. Kurze Zwischenüberlegung: Vielleicht Biowurst in der Kühltheke? Ahh nein, Plastik. Hmpf. Spätestens ab da habe ich dann eher resignierend wieder einmal zur Kenntnis genommen, dass ich es weder mir noch der Welt recht machen kann und habe schicksalsergeben ein paar Scheiben Schinken für mein Brot mitgenommen. Nicht vegan, nicht vegetarisch, noch nichtmal bio. Immerhin nur in Papier verpackt. Ich bin ein schlechter Mensch.

Da gibt man sich soviel Mühe, sich  für alle Beteiligten und Unbeteiligten korrekt zu ernähren und hat am Ende einfach nur noch schlechte Laune…